Das Fachgespräch, das als Nachfolgeveranstaltung des Gesprächs vom 28. Mai 2021 zur Zukunft des Lokaljournalismus stattfand, konzentrierte sich auf die gegenwärtigen Probleme der Medienlandschaft und versuchte, einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen zu geben.
Hintergrund: Die Medienlandschaft in Brandenburg ist in eine ernsthafte Krise geraten, die durch die Coronakrise und den rückläufigen Anzeigenmarkt verschärft wurde. Hinzu kommt die fundamentale Krise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, ausgelöst durch die rbb-Affäre. Inmitten dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, ob diese Krise auch eine Chance sein könnte. Die Politik steht vor der Aufgabe, den Rahmen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk so zu gestalten, dass Verschwendung vermieden wird und der Sender seinen Auftrag zur unabhängigen, nicht-kommerziellen und faktenbasierten Berichterstattung erfüllen kann, um Fake News und demokratiefeindlichen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Das Fachgespräch versammelte Experten, darunter Marina Weisband, die den Auftaktinput lieferte. Moderiert wurde die Veranstaltung von Petra Budke, medienpolitische Sprecherin und Vorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag.
In Kurzvorträgen wurden folgende Feststellungen getroffen:
Benjamin Lasziwe, Vorsitzender der Landespressekonferenz, betonte, dass qualitativer Journalismus Geld kosten müsse, und sprach die Bedeutung der Ausbildung im Journalismus an. Wichtig sei der Erhalt und die Stärkung der großen Medienhäuser.
Martin Gorhold, Vorsitzender des Medienrats, verwies auf das erfolgreiche Förderprogramm für Lokaljournalismus, das im letzten Jahr doppelt überzeichnet war, und lobte den Erfolg des „BB-Journal“. Zudem regte er an, ob Brandenburg nicht wieder eine eigene Journalistenakademie benötige. Gespräche dazu laufen im Medienrat bereits.
Claus Liesegang, Chefredakteur MOZ / LR, betrachtete die Situation nicht als Krise, sondern als Herausforderung und betonte den Bedarf an Bildung und Ausbildung im Journalismus. Er argumentierte, dass Lokaljournalismusförderung nicht notwendig sei, wenn der Mehrwertsteuersatz für Verlage entfällt. Auch eine weitere Ausbildungsstätte sei seiner Ansicht nach nicht notwendig.
Es folgte eine lebendige Diskussion mit den Gästen vor Ort und online Zugeschalteten. Martin Hanschick, Vorstandsmitglied des BFN, war für den Verband vor Ort und führte aus, dass die Lokaljournalismusförderung, die seit drei Jahren existiere, wichtig und in seinen Augen ein Erfolg sei, betonte aber die damit einhergehende Notwendigkeit von mehr Personal, um die neuen Projekte zu realisieren. Er wies zudem auf die Schwierigkeiten der Finanzierung von lokalem Journalismus aufgrund des schwachen Werbemarkts hin und bemängelte die Unsicherheit durch die Kurzfristigkeit der Förderung und der damit verbundenen Fachkräftebindung.
Die Frage, ob der zahlungspflichtige Abruf von qualitativem Journalismus die Zukunft sei sieht Hanschick kritisch. Seine Sorge ist, dass Paywalls, also kostenpflichtiger Abruf von Nachrichteninformationen, zu einer Hemmschwelle im Konsum führt und damit verstärkt zum Abruf von freiem Content und leider häufig von Fake News in sozialen Medien führen könnte. Niedrige Einstiegshürden für den Nachrichtenkonsum seien wichtig, die höchste ist jedoch die Paywall.
Zusammenfassend wurde betont, dass die Unterstützung kleinerer, lokaler Medien dringend erforderlich ist, um die Medienlandschaft in Brandenburg zukunftsfähig zu machen und zu sichern. Eine Verstätigung von Förderung sei dafür unerlässlich.